- Viel beweinter Schatten
- Viel beweinter SchattenIm Jahre 1824 erschien eine Jubiläumsausgabe des Briefromans »Die Leiden des jungen Werthers«, des Werkes, das den jungen Goethe fünfzig Jahre zuvor mit einem Mal berühmt gemacht hatte. Für diese Jubiläumsausgabe schrieb Goethe als Vorwort das Gedicht »An Werther«, in dem er sich, seine letzte große Liebe zu Ulrike von Levetzow und seine Trennung von ihr mit dem Schicksal Werthers und dessen »grässlich Scheiden« (der Roman endet mit dem Selbstmord Werthers) vergleicht. Dieses Gedicht (das erste der so genannten »Trilogie der Leidenschaft«) beginnt mit den Versen: »Noch einmal wagst du, viel beweinter Schatten,/Hervor dich an das Tageslicht,/Begegnest mir auf neu beblümten Matten,/Und meinen Anblick scheust du nicht.« Der Ausdruck »viel beweinter Schatten«, mit dem Goethe die Gestalt Werthers apostrophiert, wurde danach öfter verwendet, wenn es darum ging, Erinnerungen an frühere Leidenschaften, an leidvolle, mit einer bestimmten Person verbundene Erfahrungen heraufzubeschwören, zu beschreiben. Heute wird das Zitat wohl eher ironisch oder mit einem gewissen Spott gebraucht, etwa im Hinblick auf eine einst berühmte, gefeierte Person, deren Glanz inzwischen verblichen ist.
Universal-Lexikon. 2012.